![]() I - Die Natur des VerborgenenDer Begriff Kryptozoologie - abgeleitet vom griechischen Wort kryptós (geheim, verborgen) - wird den meisten Lesern geläufig sein. Er steht als Synonym für ein Gebiet der Zoologie, das sich mit dem Auffinden und Klassifizieren noch unentdeckter Tierarten beschäftigt. Zugleich spüren die Kryptozoologen legendären oder mystischen Kreaturen und Fabelwesen nach, die jenseits der existierenden Klassifikationsschemata angesiedelt sind oder bereits als ausgestorben gelten. Berühmte Vertreter, sogenannte Kryptiden, sind der Bigfoot, der Jeti, der Chupacabra oder die Goldgräberameisen, aber auch vermeintlich überlebende Urzeit-Reptilien wie das Ungeheuer von Loch Ness, Mokéle-Mbêmbe und wer oder was in den unwegsamen Regionen dieser Welt sonst noch sein Unwesen treibt. Weitaus weniger Leser wissen, dass ergänzend zur Kryptozoologie ein nicht ganz so umfangreiches aber nicht Die uns heute bekannten und als Karnivoren bezeichneten Pflanzen wie der Sonnentau, die Venusfliegenfalle oder die Kobralilie sind - streng wissenschaftlich betrachtet - keine wirklichen Fleischfresser, sondern allerhöchstens ›Insektenverdauer‹. Oder, wie ein amerikanischer Biologe es vor einigen Jahren flapsig auf den Punkt brachte, Bug Sucker; Käferlutscher. Es kommt jedoch hin und wieder vor, dass ein kleines Nagetier in den Fangtrichter einer Nepenthes rajah rutscht und sich aufgrund der glatten Innenwände nicht mehr daraus befreien kann. Die ausgewachsenen Bodenkannen von Nepenthes rajah erreichen einen Durchmesser von fast 20 Zentimetern und werden bis zu 35 Zentimeter hoch, die Kannen von Nephenthes truncata sogar bis zu 50 Zentimeter. Fleischmahlzeiten in Form von kleinen Säugetieren sind jedoch selten.
Die meisten Berichte über monströse, tier- oder sogar menschenfressende Pflanzen stammen aus der späten Kolonialzeit und erschienen Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts in illustrierten Geschichtsbüchern wie Sea and Land oder in Tages- und Wochenzeitungen, die für ihre sensationsorientierten Berichte bekannt waren - wie die Illustrated London News, der South Australian Register oder The American Weekly. Bereits im 17. Jahrhundert hatten fiktionale Texte und Reiseberichte, in deren bildlichen Darstellungen Eingeborene eher Tieren als Menschen glichen, dafür gesorgt, dass die Lebensweise in Afrika als abnormal charakterisiert wurde - im Gegensatz zu der als normal empfundenen europäischen oder amerikanischen Lebensart. Die meisten der obskuren Augenzeugen- und Abenteuerberichte aus Übersee dürften daher den sogenannten Urban Legends zuzurechnen sein - oder vielleicht besser: den Silvan Legends. Darüber, ob, wie und welche der nachfolgenden Protagonisten - seien sie nun menschlich oder pflanzlich - das Licht der Welt zunächst im Rahmen von Abenteuer-Horror-Pulp-Erzählungen erblickten und sich erst im Laufe der Jahre zu "Forschungs- und Missionarsberichten" oder modernen Sagen verwandelten, sind heute, gut ein Jahrhundert später, kaum noch verlässliche Informationen zu finden. Eine kurze Zusammenfassung von Fakten und Fiktionen folgt im Anschluss an das Kapitel "Film und Literatur". |
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