MORPHOGENESIS

REZENSIONEN


Um die Kritiken »spoilerfrei« zu halten, wurden alle Inhaltsangaben aus den ansonsten unverfälscht wiedergegebenen Besprechungen entfernt.
 



      PHANTASTIK NEWS ( www.phantastik-news.de )

Michael Marrak zählt nicht erst seit der Publikation seiner beiden jeweils preisgekrönten Romane "Lord Gamma" und "Imagon" zu den renommiertesten Autoren der deutschsprachigen Szene. Erschienen die beiden genannten Werke zunächst in sogenannten Nischenverlagen - "Lord Gamma" bei Shayol, "Imagon" im Festa Verlag - so sicherte sich der Bastei-Lübbe Verlag, in dem diese Titel als Taschenbücher neuaufgelegt wurden, die Originalrechte an dem aktuellen Werk Marraks.

Der Roman ist eine wahre Tour de Force. Der Klappentext beschreibt das Buch plakativ als "wie ein Gemälde von Hieronymus Bosch" - und das Bonmot trifft zu. Mit einer überquellenden Phantasie gesegnet präsentiert uns Marrak hier die Vision einer Hölle die altehrwürdige Motive ebenso nutzt, wie neueste technische Entwicklungen. Aus dem Miteinander von Pechseen und Robotwächtern, von Dante´schen Folterbeschreibungen und technischer Hochkultur vermixt mit einem gehörigen Schuss altägyptischer Mythologie entwickelt sich peu a peu ein faszinierendes, verschachteltes Bild einer Hölle, die erschreckend, ja verstörend auf mich wirkte. Dabei ist es nicht einmal unbedingt der Protagonist gewesen, der mich fesselte. Mehr das Rätsel, wer hinter den Masken der Begleiter unseres Helden steckt, wer und warum die Hölle überhaupt geschaffen hat und die Frage, ob es zum Fegefeuer auch ein Pendant geben muss, sie fesselten mich.

Obwohl mich das lang herbeigesehnte abrupte Finale ein wenig hilflos zurückließ lohnte sich die Lektüre, bietet Marrak seinen Lesern doch eine ungewöhnliche, in Teilen nervenaufreibende Schilderung einer ganz eigenen Höllenvision.

Carsten Kuhr


      BÜCHERTIPPS.de ( www.büchertipps.de )

Falls sie jemals wissen wollten wie die Hölle sein könnte ... Die Story fängt an wie eine Archologiestory ähnlich der in IMAGON und schwenkt dann abrupt ab in ein unglaublich schnellen phantasiereichen Ritt durch die "Hölle", der die Vorstellungen jedes Lesers sprengen wird. Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen bzgl. der Handlung und versuche deshalb die Ideen mit anderen SF Romanen zu vergleichen. Stellen Sie sich eine Mixtur aus IMAGON (Archologie, Mythen), NAKED LUNCH (Ekelfaktor), LORD GAMMA (abstruse Parallelwelt) und ILIUM (Götter und Altertum in Ägypten) vor, dessen Story sich in der "Hölle" abspielt, in der sich der Teufel selbst unwohl fühlen würde. Das Buch ist ein absoluter Pageturner und ich kann dem Autor nur meine Bewunderung ausprechen.

Buchtip der Woche, 1. Juli 2005


      FICTIONFANTASY.de   Rezension I   ( www.fictionfantasy.de )

MORPHOGENESIS beruht auf dem Konzept eines Romans mit dem Titel DIE STADT DER KLAGE, der 1997 und 1998 als Zweiteiler erscheinen sollte, mit den Untertiteln Lament und Legion. Aufgrund des mangelnden Budgets der Edition Mono erschien nur eine gekürzte Fassung in einem Einzelband. In MORPHOGENESIS erzählt Michael Marrak die ganze Geschichte des Hippolyt Krispin, sein ganzes schreckliches Schicksal in einer Welt jenseits aller Vorstellungen. Marrak schickt seinen Protagonisten durch die bekannten Höllen der Erdkulturen und unbekannte Abgründe: Pechseen, Kriegsgebiete, zusammengewürfelt aus dem 20. Jahrhundert, Golems, Zeitverschwender und immer auf der Flucht vor den herrschenden Geschöpfen dieses Alptraums. (...) Die Entscheidung die Science Fiction als Hintergrund für alle Geschehnisse zu verwenden, ist einerseits geglückt, andererseits unnötig. MORPHOGENESIS hätte als Fantasie ohne Technik funktionieren können.

Während in den Kapiteln "Nekropalladium" (totes Heiligtum) Hippolyt Krispin einen Weg aus der Hölle sucht und wissen will, wer sie erschaffen hat, muss sein Ka (die Lebenskraft Hippolyts) aus dem "Lazarium" herausfinden. Diese Zweiteilung des tragischen Helden, die Mythen und Religionen (immer wieder durchsetzt mit altägyptischen Vorstellungen) sind Marrak im Aufbau und zuweilen schockierender Sprache gelungen. Für zarte Gemüter ist MORPHOGENESIS keineswegs geeignet. Brutale Darstellungen sind an der Tagesordnung.

Michael Marraks MORPHOGENESIS ist packend, fesselnd und alptraumhaft. Ein Roman, den man entweder mag oder verabscheut. Ein Meilenstein deutscher Phantastik.

Ulrich Blode


      FICTIONFANTASY.de   Rezension II   ( www.fictionfantasy.de )

Nach einem wahrhaft furiosen Beginn, der den Leser zunächst einen ganz anderen Roman erwarten lässt, schwenkt das Werk in eine düstere Richtung. Ein höllisches Roadmovie, so könnte man den Roman mit einem Begriff zusammenfassen, denn im Mittelteil stolpert Michael Marraks Protagonist von einer Hölle in die nächsten. Dabei spielt der Autor seine Stärken voll aus und beschreibt in gelungener Weise - nicht ohne ein Augenzwinkern - die Strafen der verschiedenen Sünder, die wunderbar zu deren Vergehen passen. Allerdings kehrt sich diese Stärke schnell in Schwäche um, denn zu sehr beschäftigt sich der Roman mit Szenen der Hölle, doch die Handlung kommt nur schleppend voran. Allerdings ist das die Sicht des SF Lesers. Freunde der unheimlichen Literatur werden diese Szenen vielleicht ganz anders werten und die Szenen mit doppeltem Genuss verfolgen.

Im weiteren Verlauf bietet Michael Marrak dann doch noch wahren SF-Stoff und verleiht der Geschichte eine neue Richtung. Endlich löst sich der Autor von der bisherigen Höllentour und die Geschichte gewinnt an Vielfalt. Doch dies sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Roman keinesfalls ein reiner SF Roman ist, sondern dass es sich vielmehr um ein Crossover von SF und Horror handelt. Aber trifft diese Bezeichnung nicht auch schon auf IMAGON und LORD GAMMA zu? Also wer gefallen an den anderen Werken Michael Marraks fand, greift hier bestimmt nicht daneben und findet auch in diesem Roman Passagen, die für den Autor typisch sind.

Was den Titel MORPHOGENESIS (Gestaltbildung oder Entstehung der Form) betrifft, so muss der Leser fast bis zu letzten Seite warten, bis sich dieser erklärt. Optimal ist der Titel nicht. besser wäre es gewesen, beim Titel des Romans zu bleiben, der das Kernelement bildet: DIE STADT DER KLAGE erschien 1997 in der Edition Mono und sollte ursprünglich als Zweiteiler erscheinen. Jetzt nahm sich Michael Marrak des Stoffes wieder an und brachte den Roman neu heraus. Das Ergebnis kann nun als MORPHOGENESIS im Bastei Verlag erworben werden. Allerdings ist fraglich, ob die Überarbeitung in jeder Hinsicht so gelungen war. Der Roman weist besonders im dritten Abschnitt erhebliche Länge auf und man gewinnt fast den Eindruck, als wollte der Autor dem Leser in dieser Sektion, die die Höllentour beschreibt, selbst das Lesen ein klein wenig zu Hölle machen. Doch dann gewinnt das Werk wieder an Fahrt und auch wenn weiterhin hier und da ein Kapitel zu langatmig geraten ist, steht ohne Zweifel fest, dass Michael Marrak sein Handwerk versteht und seine Höllenvision gekonnt zu Papier bringt.

Rupert Schwarz


 
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