REZENSIONEN   [Stand 08. September 2011]

BLACK PROPHECY 1 - Gambit



Zur Vermeidung von Spoilern zitiere ich nachfolgend nur romanrelevante Auszüge ohne Inhaltsangaben oder bio-/bibliografische Abschweifungen. Die Direktlinks führen zu den vollständigen Besprechungen.
 


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    DER PHANTASTISCHE BÜCHERBRIEF # 572    [ www.literra.info ]

GAMBIT ist der erste offizielle Black Prophecy-Roman zum gleichnamigen Spiel. (...) Das Buch ist zugleich der Auftakt zu einem Mehrteiler. Während GAMBIT bereits im Juli erschien und im August auf der Gamescon in Köln offiziell vorgestellt wurde, plant man einen zweiten Band für das Frühjahr 2012. Bis dahin gilt es einen Roman zu lesen, der den Leser an das Buch fesselt. Spannend bis zum Ende bietet er eine Mischung aus Space Opera und Military SF, ohne sich richtig entscheiden zu wollen, was es denn ist. Ein Vergleich mit dem Online-Spiel ist dem Rezensenten nicht möglich, da dieser keine Spiele am PC durchführt. Für die Handlung, die Atmosphäre und den Inhalt bekommt das Buch seine volle Punktzahl. Ein paar Abzüge gibt es in der Lesbarkeit, weil einem als Leser doch die Verbindung zum Spiel fehlt. Der Schreibstil ist gefällig, ähnlich wie bei LORD GAMMA.

Erik Schreiber
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    FICTIONFANTASY    [ www.fictionfantasy.de ]

Gambit ist kein gewöhnlicher Franchise Roman, denn Autor Michael Marrak verrichtet hier kein Auftragsarbeit, sondern setzt das um, was er als Entwickler der Hintergrundgeschichte von Black Prophecy selbst ersonnen hat. Und gute Arbeit hat er dabei ganz ohne Zweifel geleistet, denn das Universium ist interessant und detailreich beschrieben. Der Roman, der den Beginn einer Reihe darstellt, setzt das gut um und Michael gelingt es den Leser von Beginn an zu fesseln Ich mag es, wenn der Leser in eine Handlung ohne viel Hintergrundwissen geschmissen wird uns sich erst nach und nach die Lücken schließen. In der zweiten Hälfte kommt Michael Marrak dann aber seiner Pflicht nach und gibt dem Leser das Wissen um die Lücken zu schließen. Allerdings schießt er eine wenig über das Ziel hinaus und der Infodump nimmt zu Beginn des letzten Dritte so stark zu, dass der Leser über Seiten die Hintergrundgeschichte vergekaut bekommt. Hier wäre weniger sicherlich mehr gewesen, denn die Spieler müssten mit der Geschichte schon vertraut sein und alle anderen Leser wären schon zurecht gekommt, zumal es auch einen geschichtlichen Abriss zum Black Prophecy Universum im Anhang gab.

Die Geschichte an sich war spannend erzählt und voll von Details. Konsequent und in gutem Schreibstil erzählt der Autor seine Geschichte um einen Sicherheitsmann, der in Ereignisse hinein gezogen wird, die viel zu groß für ihn sind. Leider sind 300 Seiten bei weitem nicht genug und so endet der Roman mehr oder weniger mitten in der Geschichte zwar nicht mit einem Cliffhanger, aber doch mit einem sehr offenen Ende. So fällt eine eingültige Wertung des Romans schwer, denn erst die Fortsetzung wird zeigen, ob die Geschichte gut konzipiert wurde oder nicht. Die Tatsache, dass ich diesen Band aber am liebsten sofort lesen möchte, ist ein Aspekt, der für die Qualität dieses Romans spricht.

Rupert Schwarz
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    BUCHWURM   [ www.buchwurm.info ]

Als Marrak vor Jahren in seinem Log von seiner Arbeit für ein Onlinegame berichtete, konnte seine Begeisterung nur teilen, wer ebenfalls den Computerspielen anheimgefallen ist - für den Real-Life-Verwurzelten hieß das nämlich nur eines: weniger krasse Romane! (...) Thematisch haben seine Geschichten immer etwas Abstruses oder Transzendentes zu bieten, und da kommt die Sprache auf den vorliegenden neuesten Roman, der den Kosmos eben jenes Onlinegames beleuchtet: Er ist weder abstrus noch transzendent. Er transportiert eine detailliert ausgefeilte Welt, manche Abschnitte lösen sich regelrecht aus der Handlung und pfropfen Fakten hinein, die literarisch zu thematisieren der Raum fehlt.

Darin erkennt man die Arbeit, die Game-Historie, und doch glänzen in den Handlungsabschnitten Marraks erzählerische Talente und packen den Leser und vermitteln ihm das Leben und Streben der wichtigen Charaktere. Für sich allein gelesen ist der Roman unbefriedigend, wirft er doch Unmengen Fragen auf und lüftet nur einen Zipfel der Rätsel, die er anlegt. (...) Es ist ein Seiltanz zwischen Weltentwurf und spannender Handlung, den Marrak trotz der großen Informationsdichte auf fesselnde Weise bewältigt. Allerdings bleiben die Charaktere recht oberflächlich, obwohl Marrak gerade bei Abhazia und Jerome einen tragischen Hintergrund einzuflechten versucht. Nur Jerome erhält eine gewisse Persönlichkeit und entwickelt sich zu einem heldenhaften, sympathischen Charakter, der mit allen Wassern gewaschen scheint und aus jeder Lage einen Ausweg findet.

Die dabei eingeflochtenen historischen und wissenschaftlichen Informationen reichern das Universum von Black Prophecy an und sind hier im Roman so spannend und interessant zu lesen, dass man die dadurch verursachte teilweise Handlungslichte gut verzeihen kann. Einziger Wermutstropfen ist das wirklich sehr unvollständige Ende, wodurch die Geschichte ohne einen Folgeband zu unbefriedigend wirkt.

Man braucht mehr davon! Obwohl die Marrak-typische Düsternis und Tiefe noch fehlt.

Tobias Schäfer
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    RAVENPORT SF-CHALLENGE   [ www.ravenport.ch ]

Michael Marrak ist kein Unbekannter in der deutschen Phantastik-Szene. Obwohl er sich in den letzten Jahren etwas rar gemacht hat, stehen neben seinen zahlreichen Kurzgeschichten vor allem auch seine Roman „Lord Gamma“, „Morphogenesis“ und „Imagon“ für ein Leseerlebnis der besonderen Art. Marrak schreibt ebenso fundiert wie außergewöhnlich, ist in der ScienceFiction, im Horror und im Surrealismus zugleich zu Hause und mixt daraus wie kein anderer einen eigenwilligen, kruden Mix. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an seinen neuen Roman. Mit „Gambit“ wagt er sich auf ein neues Terrain. Es ist sein erster Roman zu einem Computerspiel, nämlich zu „Black Prophecy“, an dessen Entwicklung er beteiligt ist.

Bei der Lektüre wird schnell deutlich, dass Marrak zweierlei versucht. Zum einen möchte er eine Geschichte erzählen, zum anderen versucht er den Leser in das „Black Prophecy“-Universum einzuführen. Deshalb ist auch nicht wunderlich, dass der Roman nicht mit einem furiosen Prolog, sondern mit einer Chronologie beginnt. Beginnend mit der Mondlandung 1969 stellt Marrak darin die Eckpfeiler des Weges der Menschheit in den Weltraum bis 2558 dar. Das liest sich gut und flüssig, hat aber mit der Romanhandlung selbst nur am Rande zu tun.

Leider trifft das auch auf viele weitere Passagen des Romans zu. Marrak hat eine phantastische Welt entworfen und will dem Leser zeigen, wie facettenreich und tiefgehend ausgearbeitet sie ist. Für den Computerspieler mögen das lohnenswerte Zusatzinformationen sein. Der reine Leser wird durch dieses Infodumping regelmäßig aus der Geschichte gerissen. Das ist schade und hätte besser gelöst werden sollen, werden müssen, möglicherweise durch ein umfangreiches Glossar.

Die Handlung selbst bietet nämlich alles, was eine etwas abgedrehte Space Opera bieten muss. Sogar das Fehlen einer Heerschar von unterschiedlichsten Wesenheiten löst Marrak geschickt. Jerome, Abhanzia und die anderen Figuren sind maßgeschneidert, die Schauplätze sind ebenso fantastisch wie ungewöhnlich, die Dialoge gekonnt spritzig. Doch leider entwickelt „Gambit“ erst sehr spät einen Sog, zu spät. Die letzten 50 Seiten lesen sich so, wie ich mir einen guten Roman vorstelle. Die Welt wird nicht mitgeteilt, sondern erlebt. Die Handlung kommt in Gang, nimmt an Komplexität und Spannung zu. Alles endet da, womit es eigentlich beginnen sollte. Die Figuren sind in Stellung gebracht, große Fragen stehen im Raum und der Leser erwartet Teil 2, der hoffentlich deutlich stärker wird. Denn mehr als genug Potential sind Autor, Handlung und Welt ohne Frage vorhanden.

„Gambit“ ist die Vorbereitung für eine große, faszinierende Space Opera, liegt aber noch deutlich unter ihren Möglichkeiten.

Felix Woitkowski
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