»Lord Gamma«

Laudatio zum Kurd Laßwitz Preis 2001


Einsame Wüstenstraßen in einer menschenleer wirkenden Welt sind schon eintönig genug, aber was würden Sie machen, wenn sich alles nach 180 km immer wiederholt? Und wenn Sie gar nicht wissen, wie sie in den altersschwachen Pontiac geraten sind, der die leicht abschüssige Straße hinabrollt?

So ergeht es Stan, der nach vielen Versuchen in den endlosen Wiederholungen herausfindet, dass in den Bunkern abseits der Straße weitere Menschen leben und sich die Abschnitte seiner endlos scheinenden Reise nur durch die Gesellschaftsform im Bunker unterscheiden. Doch langsam kristallisiert sich für Stan ein Fluchtplan heraus, der maßgeblich von einer Frau namens Prill und der Hilfe des Moderators vom Rundfunksender "Radio Gamma" abhängt.

Michael Marrak gelingt mit seinem Roman "Lord Gamma" das Kunststück, den Leser in eine absurd erscheinende, möbiusbandartige Welt zu werfen und ihn trotzdem vom ersten Augenblick an diese Welt zu fesseln. Zusammen mit dem Protagonisten versucht der Leser diese Welt zu entschlüsseln, stets geführt von der bildreichen, aber treffsicheren Sprache des Autors.

Michael Marrak vereinigt hier seine herausragenden stilistischen Fähigkeiten mit einem originellen Weltentwurf und überraschenden Wendungen der Handlung. Während er seine Protagonisten und deren unsichtbar bleibende Gegenspieler immer plastischer werden lässt, fügt er mosaikartig rationale Erklärungen für die absurde Umwelt zusammen, so dass aus einem irrationalen Alptraum fast eine Space Opera wird.

Die Mehrheit der deutschsprachigen SF-Schaffenden stimmt deshalb dafür, Michael Marrak für seinen Roman Lord Gamma den Kurd Laßwitz Preis für den besten deutschsprachigen Science Fiction Roman des Jahres 2000 zu verleihen.



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